Ein Autogramm von David Hasselhoff

Ein Autogramm von David Hasselhoff

Nach dem eher negativ beurteilten Experiment, die Zuschauer starten zu lassen, kam diesmal wieder ein Hochkaräter zum (An)-Schuss: Popstar und Teeny-Idol David Hasselhoff („I’ve been looking for freedom“) stahl zunächst den Fahrern die Show. Selbst der Sportliche Leiter Patrick Sercu war fasziniert von dieser Ausstrahlung und besorgte sich schnell ein Autogramm für seinen Sohn Christophe, noch bevor der Star in der kreischenden Menge untertauchte.
Patrick Sercu freute sich zwar über eine proppenvolle Halle, musste aber eine bittere Absage verkraften. Der Engländer Anthony Doyle – er hätte mit Weltmeister Rudy Dhaenens fahren sollen – sagte ab. In Köln war er in der Silvesternacht schwer gestürzt und musste aufgeben. Doch das war nicht der alleinige Grund zur Absage: In London hatte er zudem einen Autounfall, die seine Verletzung (Nasenbeinbruch und Gesichtsverletzungen) noch verschlimmerte.
In der Welt herrsche 1991 Krisenstimmung und Säbelrasseln. Für die Golf-Region lief ein UN-Ultimatum, die USA stellten die Weichen auf Krieg im Irak und in Bremen demonstrierten 12 000 Menschen vor der Bürgerschaft gegen einen Militäreinsatz am Golf. Doch während draußen orkanartige Stürme wüteten, die sogar ein paar Scheiben im Ticket-Center auf der Bürgerweide eindrückten, ging es in den Hallen hoch her. Stimmung war angesagt. Und auch beim Rennen ging es stürmisch zu. Vor allem Andreas Kappes und sein (fast schon) Standardpartner Etienne de Wilde – im Vorjahr nur knapp geschlagen Zweite – wollten es diesmal wissen. Allerdings hatten die beiden ein Widersacher-Paar, das bis zur Schlussjagd auch Widerstand leistete und sogar mit Punktvorsprung leicht favorisiert ins Finale ging: Danny Clark und Urs Freuler. Kappes/de Wilde mussten also einen zusätzlichen Rundengewinn schaffen, wollten sie am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehen. 20 Minuten vor Schluss fuhren sie den entscheidenden Vorstoß und wehrten alle Versuche der Verfolger souverän ab. Dass sie noch so viel Kraft hatten, verwunderte, denn am Abend zuvor sorgten sie weit nach Mitternacht noch für Stimmung, als sie mit dem Gesangsduo Klaus & Klaus eine Polonäse der besonderen Art starteten. Nicht auf dem Rad, sondern einmal zu Fuß rund um die Bahn mit allen Fahrern, Betreuern und vielen Zuschauern – die Halle stand Kopf und es blieb kein Auge trocken.
Dass am Ende ein Paar gleich 45 Runden Rückstand hatte, relativierte Patrick Sercu. „Natürlich können  nicht alle mit den Top-Fahrern mithalten. Aber bei rund 2000 Kilometer Gesamtstrecke sind das nur sieben Kilometer Rückstand. Bei Straßenrennen sind solche Differenzen nicht unüblich“, meinte er.

 

Die Sieger des 27. Rennens:

Andreas Kappes/Etienne de Wilde (Bremen/Belgien)

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