Der Herr über 163.840 Dioden

Der Herr über 163.840 Dioden

Zum Sechstagerennen gehören nicht nur die 24 Profis, die Amateurfahrer, Sprint-Spezialisten oder das Gesangs-Duo Klaus & Klaus – die beiden schossen übrigens das 33. Rennen an. Protagonisten also, die ohnehin im Rampenlicht stehen. Es gibt auch einige, die im Verborgenen arbeiten und dafür sorgen, dass alles rund läuft.
Einer der wichtigsten Mitarbeiter war in diesen Tagen Oliver Friedrich. Der Informatiker aus Bremen drückte Tag für Tag – oder besser: Nacht für Nacht – Knöpfchen an seinem Computer. Das Resultat: 163 840 Dioden leuchteten auf sein Kommando. Es erschienen auf der riesigen, neuen Anzeigetafel der Stand des Rennens, Rundengewinne, Punktewertung und – natürlich auch – Werbung. Er war der einzige, der die Anzeigentafel überhaupt bedienen konnte. „Ich kann nicht mal zwischendrin zur Toilette gehen“, klagte Oliver Friedrich zwar, merkte aber an: „Das können die Fahrer ja zwischendurch auch nicht…“
Riesige Umbaumaßnahmen im Messekomplex bestimmten die Szenerie. Statt in den angrenzenden Hallen, die dem Abrissbagger zum Opfer gefallen waren, mussten die Sechstagefans in eigens aufgebauten Großzelten feiern. Das aber tat der Stimmung keinen Abbruch. Gerade die erreichte immer gegen Mitternacht exstatische Ausmaße in Halle 1, als Klaus & Klaus ihre Gassenhauer schmetterten. „Danach ist Schluss. Ein für alle Mal“, verkündete jedoch schon zuvor der „kleine Klaus“ (Alfred Büchner). „Ich will und kann nicht mehr.“ Seit 1982 gehörten die beiden – sozusagen – zum Inventar. Der „große Klaus“ (Klaus Baumgart) wusste zunächst noch nicht, wie und ob es weitergehen würde. Das sei aber verraten: Es ging weiter!
Für einen Radprofi war jedoch auf jeden Fall Schluss. „Mein Rücktritt ist jetzt endgültig“, stellte der Australier Danny Clark unmissverständlich klar. Als er beim traditionellen Bankett zur Gitarre griff und „I did it my way“ intonierte, floss so manche Träne. Auch bei Olaf Ludwig und Michael Hübner, die sich ebenfalls verabschiedeten.
Da geriet der Sport fast schon in den Hintergrund. Die Entscheidung fiel erst in der allerletzten Jagd, die gleich fünf Teams rundengleich beendeten. Mit nur elf Punkten Vorsprung rettete sich schließlich das Lokalduo Andreas Kappes/Carsten Wolf, der eine aus  Bremen, der andere aus Delmenhorst, ins Ziel vor Martinello/Villa, Betschart/Risi, Ludwig/de Wilde und Madsen/Veggerby. Und Danny Clark? Der kam mit seinem jungen australischen Partner zum Abschied immerhin noch auf Rang 6 mit „nur“ drei Runden Rückstand. (kpb)

 

Die Sieger des 33. Rennens:

Andreas Kappes/Carsten Wolf (beide Bremen)

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