Bei den Sixdays statt im Maxim

Bei den Sixdays statt im Maxim

Alle Fahrer auf der Bahn hätten seine Ur-Enkel sein können – wenn nicht sogar Ur-Ur-Enkel. Denn der Startschütze zählte stattliche 102 Jahre: Johannes „Jopi“ Heesters. Die Five-Set-Band spielte in der abgedunkelten Halle den Operettenschlager „Jetzt geh ich ins Maxim…“ als der Grandseigneur in einer Rikscha ins Lattenoval kutschiert wurde. Nicht etwa – wie vielleicht erwartet – im Frack, sondern im schlichten Rollkragenpulli. Als Westernheld war Heesters in seiner Bühnenkarriere nie in Erscheinung getreten, daher war es kein Wunder, dass er die Pistole nicht recht bedienen konnte und Gattin Simone Rethel helfend eingreifen musste.
Heesters war erstmals bei einem Sechstagerennen. Und neu in Bremen war auch sein Namensvetter, der Niederländer Marc Hester (nur mit einem e und ohne s). Doch der war weniger prominent als der zweite Neuling auf der Bremer Bahn. Eric Zabel. Der hatte eine  Antritts-Gage bekommen, „bei der ich einfach nicht nein sagen konnte“. Anders als andere prominente Fahrer vor ihm unterbrach Zabel sogar sein Frühjahrs-Trainingsprogramm für die Straßensaison.
Der gesamte Rest der Fahrermeute war mehr oder weniger bekannt. Stammgast und schon zum 20. Mal am Start war der inzwischen schon 40jährige Andreas Kappes. Für die Fans war er, obwohl er längst in Köln wohnte, noch immer ein „Bremer“. Zum letzten Mal aktiv auf dem Lattenoval startete Erik Weißpfennig. Dass er fünf Jahre später sein Comeback in Bremen feiern würde – allerdings in der Funktion als Sportlicher Leiter – hätte sich der Mann aus dem Badischen kaum träumen lassen.
Die Rennen begannen wenig glücklich. Nach einem bösen Sturz des Favoritenpaares Risi/Betschart waren für Bruno Risi nicht nur diese Sixdays, sondern auch ein Teil der weiteren Saison gelaufen. Die Diagnose im Krankenhaus war deprimierend. Sämtliche Sehnen und Bänder in der rechten Schulter waren gerissen. Vielleicht war es ausgleichende Gerechtigkeit, dass ausgerechnet die im Vorjahr schwer gestürzten Robert Slippens/Danny Stam am Ende mit einem Dreipunkte-Vorsprung gewannen. Eric Zabel kam mit seinem neuen Partner Marco Villa – der für Zabel eigentlich vorgesehene Rolf Aldag hatte kurzfristig abgesagt – immerhin auf Platz zwei. Noch vor den Titelverteidigern Robert Bartko/Andreas Beikirch, die rundengleich einkamen.

 

Die Sieger des 42. Rennens:

Robert Slippens/Danny Stam (Belgien)

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