Sangesfreudiger Sixdays-Beginn

Sangesfreudiger Sixdays-Beginn

Es waren zunächst nicht die Radstars, die im Rampenlicht standen, sondern vielmehr war es ein „Männergesangverein“. Einer, dem man Sangeskünste nicht unbedingt nachsagen konnte. Mit dem Ball konnten die Herren wesentlich besser umgehen. Die Mannschaft des SV Werder, wieder in die 1. Bundesliga aufgestiegen, schmetterte das neue Vereinslied „Wo die Weser einen großen Bogen macht…“. Vor vollbesetzter Halle gab es eine Polonaise Blankenese, denn Gottlieb Wendehals höchst selbst schickte die Fahrer mit einem Schuss auf die Reise, um sich dann selbst auf dem Rad erst einmal an die Spitze des Feldes zu setzen – Polonaise eben. Das ging aber nur eine Runde gut. Kurvenfahren war nicht seine Sache und, peng, ging er über Kopf. Zum Glück, ohne Schaden zu nehmen.
Weit mehr Schäden richten die Besucher an: 50.000 Bierseidel gingen zu Bruch, meist absichtlich, weil sie „so schön knacken“. Aber auch die meisten Sekt- und Schnapsgläser überleben die Sixdays nicht. „Schade“, meint der Gastronom, „Wenn alle unversehrt blieben, könnte man den Inhalt auch preiswerter anbieten.“ Wer aber glaubte, er könnte seinen „Stoff“ heimlich in die Halle schmuggeln, wurde enttäuscht. Buddel abliefern oder draußen bleiben – so lautete die Devise des Einlasspersonals. Die meisten lieferten ihren mitgebrachten Proviant ab und Tag für Tag wuchs der „Getränkeladen“.
Bei den Verantwortlichen wuchs auch das Unbehagen, denn es war reichlich Schnee angesagt. „Das kostet uns die Besucher, die sich erst kurzfristig für einen Besuch entscheiden“, befürchtete Heinz Seesing, im zweiten Jahr neben Hans Claussen verantwortlich. Tatsächlich tropfte es von der Hallendecke immer wieder auf die Bahn: Höchste Alarmstufe, denn die Sturzgefahr war groß. Aber allen Bedenken zum Trotz kamen alle 24 Fahrer unversehrt ins Ziel. Als Erste dreier rundengleicher Teams waren es Albert Fritz und René Pijnen. Letzterer feierte seinen sechsten Sieg in Bremen. Zu wenige Punkte hatten die großen Favoriten Gregor Braun und Didi Thurau als Dritte auf dem Konto. Sie hatten sich wohl zu sehr auf ihre Sprintstärke verlassen. Ein Trugschluss, wie sich herausstellte. (kpb)

Die Sieger des 18. Rennens:

Albert Fritz/René Pijnen (Bremen/Niederlande)

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