Kürzer als die Polizei erlaubt: 133,33 statt 166,66 Meter?

Kürzer als die Polizei erlaubt: 133,33 statt 166,66 Meter?

So früh wie nie zuvor (und auch nie wieder danach) begann dieses Sechstagerennen: Schon am 3. Januar ging es auf die Rundenjagd. Darauf hatten der SV Werder (wegen des Hallen-Fußballturniers) und der Volleyballverband (wegen des Nationenturniersgepocht. Es ging gerade gut, weil die meisten Fahrer in Köln rechtzeitig vom Rad stiegen und nach Bremen preschen konnten. Nicht wie erhofft dabei war der Schweizer Dill-Bundi. Der hatte eine schlagkräftige Auseinandersetzung mit seinem Partner Gerry Wiggins und lag mit gebrochenem Jochbein und einer schweren Gehirnerschütterung in Kölner einem Krankenhaus.
Wiggins durfte dennoch in Bremen fahren, und das mit seinem Wunschpartner Anthony Doyle. Die beiden waren im Vorjahr nur knapp geschlagen Zweite geworden und sannen auf Revanche – die ihnen am Ende auch mit knappem Vorsprung gelang. Leidtragender war Vorjahressieger Didi Thurau, der diesmal mit neuem Partner Danny Clark Zweiter wurde. Auch die beiden waren in Köln aneinander geraten, doch konnte der Streit geschlichtet werden. Sein letztes Rennen in Bremen fuhr „Spaßvogel“ Willy Debosscher.
„Starter“ Harald Juhnke schickte erstmals 13 Paare in den Rundenwirbel. Reichlich Betrieb also auf der Bahn. Vielleicht war das auch ein Grund für den schweren Sturz von Albert Fritz nach nur 45 Minuten der ersten Jagd. Fritz musste neutralisiert werden und schied später ganz aus. Mit gestürzt war auch Rolf Gölz, der erst drei Tage zuvor Profi geworden war und gleich die Härte des Geschäfts zu spüren bekam.
Erstmals drehten die Fahrer ihre Runden um eine komplett neue Bahn, nachdem die beiden bis dahin fest installierten Kurven – sie nahmen je 800 Quadratmeter Fläche weg – endgültig demontiert worden waren. Die Bahn war schnell und die Zeiten sensationell. Kurz vor dem Start sollte die neue Bahn, die auf einem Aluminiumgestell aufgebracht war, noch einmal offiziell vermessen werden. 166,66 Meter, so die internationale Minimum-Vorgabe. Da niemand mit einem Maßband auf den Knien rutschen wollte, kam Direktor Heinz Seesing die zündende Idee: „Wir holen die Polizei. Die hat ein fahrbares Messgerät, mit dem Unfallbremsspuren gemessen werden.“ Gesagt getan. Das Resultat war erschütternd: 133,33 Meter maßen die Beamten. Und das gleich dreimal. War die Bahn also 33 Meter zu kurz und  die Zeiten deswegen so gut?
Das wiederum ließ Bahnbauer Ron Webb nicht ruhen. Er zog sein Maßband aus der Tasche und maß nach: 166,66 Meter, wie es sein soll. Das aber ließ die Polizei nicht auf sich sitzen. Sie überprüfte ihr „geeichtes“ Gerät. Und siehe da: Es hatte eine Abweichung um satte 20 Prozent! Das löste Hektik bei der Bremer Polizei aus, die sofort sämtliche Messgeräte überprüfte und nacheichen ließ. (kpb)

 

Die Sieger des 21. Rennens:

Anthony Doyle/Gary Wiggins (England)

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