Der Tag, an dem Fäuste flogen

Der Tag, an dem Fäuste flogen

Mit einigen Neuerungen wartete das erste „Jubiläums-Sechstagerennen“ auf. Erstmals war Willi Röper als Sportlicher Leiter neben Otto Weckerling verantwortlich. Daneben mussten die Fahrer eine neue Gagenordnung schlucken. Geld nur gegen Leistung, „Wer bummelt, muss mit Abzügen rechnen“ – so lautete die Maxime.
Kein Wunder, dass es auf der Bahn manchmal beim Prämiensprints recht ruppig zuging. Vor allem der Berliner Wolfgang Schulze und der Dortmunder Dieter Kemper gerieten ausgerechnet bei einem Kindernachmittag einige Male aneinander. „Wir rechnen oben ab“, soll Schulze seinem Kontrahenten Kemper gedroht haben. Wie er sich die Abrechnung vorstellte, zeigte sich wenig später: Als beide vor den Umkleidekabinen standen, streckte Schulze Kemper mit einem gezielten Faustschlag nieder. Vielleicht hatte ihn Boxlegende Max Schmeling, der das 10. Rennen angeschossen hatte, inspiriert. Kemper fiel zu allem Unglück nicht nur zu Boden, sondern mit dem Kopf rücklings gegen eine Heizung. Für ihn endeten die Sixdays mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus. Bahnsprecher Klaus Funke verkündete: „Schulze wird wegen unsportlichen Verhaltens disqualifiziert.“ Der Skandal war perfekt. Für den Berliner, der zwar ein hervorragender Fahrer, aber auch als Hitzkopf bekannt war, war das eine folgenschwere Auseinandersetzung.
Weil Kemper verletzt auch für das nächste Rennen in Rotterdam ausfiel, sperrte der niederländische Verband den Berliner Schulze für sämtliche weiteren Bahnrennen in Holland. Eine Schadensersatzklage von Kemper kam noch hinzu.
Das auf neun Paare geschrumpfte Feld – Klaus Bugdahl und Siggi Renz waren zuvor krank ausgestiegen – bot in der Schlussnacht noch großen Sport. Erstmals gab es einen niederländischen Sieg: Rene Pijnen und Leo Duyndam setzten 20 Minuten vor dem Ende zum entscheidenden Rundengewinn an, der ihnen schließlich zum Sieg reichte. (kpb)

 

Sieger des 10. Rennens:
René Pijnen/Leo Duyndam (Niederlande)

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